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„Das Netzwerk und den Standort weiterentwickeln und die Wahrnehmung nach außen stärken“
Thore Arendt leitet seit 1. November die Geschäftsstelle des RailCampus OWL in Minden. Der Osnabrücker hat sich seine Verdienste in der Bahnbranche vor allem bei der DVWG und der SGKV in Berlin erworben. Im Interview spricht er über seine Aufgaben am RailCampus OWL, seine Erwartungen an die Zusammenarbeit und die Entwicklungen im Mobilitätssektor.
Herr Arendt, Sie sind nun seit einigen Wochen am RailCampus tätig. Welche Aufgaben haben Sie sich hier in Minden vorgenommen?
Am 1. November habe ich die Geschäftsführung des Vereins übernommen. Jürgen Tuscher, der kürzlich und unerwartet von uns gegangen ist, hat hier hervorragende Aufbauarbeit in den letzten Jahren geleistet und die Idee des Innovationsnetzwerkes mit viel Leidenschaft vorangetrieben. Ich bin ihm sehr dankbar für die geschaffenen Strukturen und weiß, dass ich in große Fußstapfen trete, wenn ich seine Aufgaben übernehme.
Meine Aufgaben sehe ich insbesondere in der Weiterentwicklung des Netzwerkes und der Stärkung der Außenwahrnehmung. Schon jetzt werden einige hochinteressante Projekte durch die Hochschulen betreut. Die Ergebnisse einem größeren Publikum vorzustellen, zu diskutieren und weiterzuentwickeln wird ein wichtiger Schritt sein, um den RailCampus OWL e.V. als Nukleus für Innovationen im Schienensektor über die Region hinaus zu etablieren.
Gemeinsam mit dem Vorstand möchte ich die Möglichkeiten, den Verein als aktiven Initiator von Innovationsprozessen stärker zu positionieren, in den kommenden Monaten angehen. Die stärkere Außendarstellung und Ergebnisdokumentation von Angeboten des Vereins sowie Forschungsergebnissen – und dadurch natürlich auch die Gewinnung neuer Mitglieder und strategischer Partnerschaften – sind aus meiner Sicht wichtige Handlungsfelder.
Natürlich ist auch die Weiterentwicklung des Studienangebotes zur Gewinnung weiterer Studierender von zentraler Bedeutung. Der Studiengang „Digitale Bahnsysteme“ ist die ideale Klammer, um Unternehmen, Transportdienstleister und Hochschulen zu verbinden und das System Bahn neu gedacht weiterzuentwickeln.
Letztendlich wird auch die Weiterentwicklung des Standortes selbst, hin zu einer modernen, innovationsfördernden Struktur auf dem Gelände in Minden ein Kernthema sein. Ich glaube, das ist eine längerfristige Aufgabe, die noch einige gute Ideen und viel Energie benötigen wird, aber eine räumliche Vision des RailCampus als Innovationszentrum für die Schiene ist sicher ein guter Meilenstein für alle Mitglieder, um den Verkehrsträger Schiene weiter zukunftsfähig zu machen.
Welche Erwartungen haben Sie an den Verein?
Ich habe den Verein bisher einen als sehr agilen Treffpunkt wahrgenommen, auf dem Hochschulen, Studierende, wichtige Bereiche der Deutschen Bahn und zentrale Unternehmen des Bahnsektors neue Ideen in Projekten umsetzen und über ein großes Informationsangebot den Blick für wichtige Zukunftsthemen auf der Schiene schärfen. Ich wünsche mir, dass diese Energie und die Fähigkeit, sich auf einer gemeinsamen Ebene auszutauschen – abseits aller Hierarchien – die Triebfedern des Netzwerkes sind und durch die Geschäftsstelle noch gestärkt werden können. Ich glaube, nur in offenen, gleichberechtigten Systemen lassen sich innovative Lösungen und neue Ideen gemeinsam entwickeln.
Wie möchten Sie die Zusammenarbeit in der Geschäftsstelle und mit den Mitgliedern gestalten?
Dass der Austausch zwischen allen Akteuren des Vereins von gegenseitigem Respekt und der Bereitschaft, die Ideen und gegenseitigen Bedürfnisse zu verstehen und zusammenzubringen geprägt sein muss, steht außer Frage. Mein Verständnis ist es, die Innovationsprozesse durch die Geschäftsstelle zu strukturieren und zu beleben, um ein Netzwerk zu schaffen, in dem Ideen offen kommuniziert werden können, auch abstrakte und unkonventionelle Ansätze. Wie gesagt, Innovation funktioniert am Ende immer nur gemeinsam. Und sie sollte vor allem nutzerzentriert sein, hier sehe ich eine wichtige Funktion der Geschäftsstelle, den Nutzer mit der jeweiligen Idee in Berührung zu bringen und seine Reaktion einzufangen.
Wie sehen Sie die Entwicklungen im Bahn- und Mobilitätssektor?
Der Bahn- und Mobilitätssektor ist leider in den letzten Jahren durch ausbleibende Instandsetzungen und notwendige Ausbaumaßnahmen unter Druck geraten. In der Öffentlichkeit ist daher die Wahrnehmung des Verkehrsträgers Schiene verbesserungswürdig. Viele positive Entwicklungen, ob im Personenverkehr, z.B. die Einrichtung digitaler Services oder die Einführung des ICE4, werden schnell übersehen. Gerade im Schienengüterverkehr entwickelt sich die Umschlagtechnologie immer weiter: ob leisere Kräne, Horizontalumschlagsysteme oder die Verfolgbarkeit von Ladeeinheiten – es geschieht sehr viel. Daher ist es wichtig, diese ganzen Aktivitäten, Neuerungen und Projekte zu bündeln und sie bekannt zu machen. Ich hoffe, dass die derzeitigen Maßnahmen zur Ertüchtigung der Infrastruktur in den kommenden Jahren die Wahrnehmung des Gesamtsystems Bahn wieder verbessern, um auch die Innovationen und technische Entwicklungen wieder mehr in den öffentlichen Austausch zu bringen. Hier sehe ich auch die Rolle des RailCampus OWL: Ideen möglichst frei von politischen und interessengesteuerten Vorbehalten zu präsentieren um zu zeigen, was an Technik und Prozessen machbar ist – und welche Vorteile eine innovative Idee haben könnte.
Warum haben Sie sich für den RailCampus entschieden?
Besonders während meiner Zeit bei der Studiengesellschaft für den Kombinierten Verkehr (SGKV) habe ich mich intensiv mit dem Verkehrsträger Schiene und seinen Einsatz in logistischen Ketten auseinandergesetzt, an anderen Stellen stand das Management von Innovationsprozessen im Vordergrund. Ich finde die Idee, einen Verein als Plattform für verschiedene Player des Bahnsektors – seien es Zulieferer, Dienstleister, Verkehrsunternehmen oder Hochschulen und deren Studierende – auszurichten und hier innovative Ideen für die Entwicklung des Systems gezielt zu entwickeln und zu kommunizieren, ausgezeichnet.
Ich glaube, da es ist bereits sehr viel in Bewegung gesetzt worden und es gibt noch eine Menge Potenzial. Denn letztendlich ist der Verkehrsträger Schiene sowohl für den Personen- als auch für den Güterverkehr unverzichtbar, besonders, wenn wir Verkehre nachhaltiger und effizienter gestalten wollen. Und der RailCampus OWL ist die ideale Struktur, um die Wettbewerbsfähigkeit der Schiene mit guten Ideen auszubauen, denn die Mitglieder kommen aus verschiedenen Richtungen und können im Austausch sehr viel bewegen. Und genau auf diesen Austausch freue ich mich sehr.
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